Sonntag, 13. Dezember 2020

Jährlich grüßt das Murmeltier - mein Garten im Dezember

 

Jedes Jahr im Dezember habe ich ein Deja-vu. Die meisten Gartenbesitzer wurden mit guten Wünschen und neuen Ideen für die kommende Saison in die Winterpause geschickt. Bienen und Blumen - bis auf wenige Ausnahmen - ruhen ebenfalls. 

Winterkirsche


Winterjasmin




 

 

 

 

 

 

 

 

Und ich? Mich packt das kalte Grausen beim Rundgang durch meinen eigenen Garten. Vorwurfsvoll klagt er mich an: "Wo warst du eigentlich die ganze Zeit?" Recht hat er, vernachlässigt wie er dasteht. Jetzt aber los, bevor es Weihnachten ist und bevor die neuen Spitzen der Frühlingsversprechen aus dem Boden wachsen. Schließlich sollen sie im März einen gebührenden ersten Auftritt haben und nicht von Unkraut und vergangenen Stauden überdeckt sein.


Also rein in die warmen Sachen und raus in den Garten. Mit Harke, Schere und Staudensichel hantierend arbeite ich mich durch die Beete. Schwitzend und mitten im Flow vergesse ich, dass eigentlich schon Winter ist. Eine Schubkarre nach der anderen füllt sich mit Schnittgut, Quecken, kriechendem Hahnenfuß, Brennnesseln und Giersch. Und der Garten atmet erleichtert auf - endlich!

 


Wie immer schaffe ich es rechtzeitig vor Weihnachten, der Kleinkunstbühne im Frühjahr den Weg zu bereiten. Und ich nehme mir vor, nächstes Jahr früher anzufangen - bis zum nächsten Dezember.

 


 


Dienstag, 4. Februar 2020

Kein Platz für Mimosen


Eier aus Freilandhaltung und Fleisch aus artgerechter Haltung liegen im Trend. Nur Pflanzen aus dem Freiland will kaum jemand haben. Warum? Weil in einem neu angelegten Beet von Blütenpracht nichts zu sehen ist und die Pflanzung ziemlich karg daherkommt: das Beet zu leer, die Pflanzen zu klein, "Sind Sie sicher, dass das hier was wird?". Da gehen wir doch lieber zum Discounter oder in den Baumarkt, wo prall gefüllte Regale mit noch praller blühenden Stauden und Gehölzen auf zahlwillige Kunden warten. 




Dass es sich hierbei um hochgezüchtete Mimosen handelt statt um tatsächlich für das Freiland geeignete Pflanzen, wissen Gartenneulinge natürlich erst, wenn sie jede Menge Lehrgeld gezahlt haben. Im Gewächshaus mit kontinuierlicher Luftfeuchtigkeit herangezogen, bis zur Halskrause gedopt mit perfekt gedüngter Erde, bekommen die schon im Spätwinter blühenden Hortensien oder sich bereits im Juni üppig zur Schau stellende Chrysanthemen einen Schlag mit der Keule. Wechselnde Temperaturen, raue Winde, pralle Sonne im Wechsel mit Starkregen sowie vergleichsweise recht magerer Gartenboden, all das sind die verweichlichten Diven doch gar nicht gewohnt.

 






Hinzu kommt vielleicht noch ein nicht ausreichendes Gärtnerwissen, sodass auch noch in Bezug auf Standort und Pflege der Kampf ums Überleben für die zart Besaiteten ziemlich aussichtslos scheint. Und tatsächlich verabschieden sich die einst so Prächtigen trotz diverser Pflegemaßnahmen und gut gemeinter Rettungsversuche schon nach kurzer Zeit für immer. Der Hobbygärtner verlässt sich natürlich auf die Beschriftung, die Winterhärte, Wüchsigkeit und absolute Freilandeignung bescheinigt. Und zweifelt an seinem Daumen, der nicht so grün zu sein scheint wie erhofft. Im Folgejahr kauft er ebensolche Gewächshausmimosen nach, um einen neuen erfolglosen Versuch zu starten. 

Zugegeben, die eher bescheiden aussehenden Pflanzen der Freilandgärtnereien haben es im Vergleich zur Fülle der Gartencenter wirklich schwer. Doch wer bei Stauden und Gehölzen auf Freilandhaltung achtet und ein wenig Geduld aufbringt, wird am Ende mit einem üppig blühenden Garten belohnt.