Sonntag, 27. März 2022

Pflanzenportrait: Hakonechloa macra (Japangras)

 





Familie:

Süßgräser (Gramineae)


Herkunft:

Japan


Aussehen:

Horstartiger Wuchs, Blätter schmal, überhängend, grün oder gestreift, sommergrün, Herbstfärbung gelb, orange, ockerbraun

Wuchshöhen je nach Sorte zwischen 30 und 80 cm


Blüte:

Zarte, rötliche Blütenrispen


Blütezeit:

Ab August



Das Japangras ist Staude des Jahres 2022 und das zu Recht, auch wenn hier keine opulenten Blüten zu bewundern sind. Der gestalterische Effekt dieser fließend leichten Gräser sollte aber ein guter Grund sein, sich näher damit zu befassen. Die Namen, unter denen das Ziergras in den Gärtnereien geführt wird (Japan-Waldgras, Japangras oder Zwergschilf) geben schon Aufschluss über den Lebensraum.


Gern steht es an schattig-feuchten Stellen und eignet sich auch als Unterpflanzung von Gehölzen. Mit seinen fließenden Wellenbewegungen macht es viel her als Umrandung größerer Pflanzflächen oder reiner Gräserbeete, lässt sich aber auch gut im Kübel kultivieren. Ich setze es gern in Staudenbeete, wo es dem Ganzen mehr Leichtigkeit gibt.


Steht das Japangras auf humosem Boden, übersteht es auch trockene Sommer wie die letzten ohne Probleme. Lediglich an Standorten in direkter Sonne ist es für regelmäßige Wassergaben dankbar. Die braunen Halme geben dem Beet auch im Winter Struktur und sollten erst im Spätwinter zurückgeschnitten werden. Das Gras treibt spät aus. Es sollte unbedingt im Frühjahr gepflanzt werden, damit es bis zum kommenden Winter genug Zeit zum Einwachsen hat.

 






Sonntag, 30. Januar 2022

Anfangsschmerz

 


Das Jahr ist noch jung und doch ist es wieder soweit. Der kürzlich gefallene Schnee ist wieder weg, die Erde klebt noch zentimeterdick unter den Stiefeln, aber egal. Drinnen hält mich nichts mehr, ich muss raus, der Garten möchte Aufmerksamkeit. 


Und es kommt, wie es kommen muss, so wie jedes Jahr: Ich habe Anfangsschmerzen. Jedes Mal, wenn ich nach längerer Pause im Garten den Flow endlich wieder spüre, melden sich noch am selben Tag die so lange nicht mehr beanspruchten Muskeln zu Wort.


Und ich weiß jetzt schon, dieser eine Anfangsschmerz wird nicht der letzte sein. Bis in den März hinein werden Frost und Schnee mein Tun das ein oder andere Mal unterbrechen und bei jedem Neustart geht es wieder von vorne los. Was hilft? Ein heißes Bad, Yoga und im besten Fall: weitermachen.

Donnerstag, 20. Januar 2022

Winterruhe

 


Im Winter ruhen Pflanzen, Tiere und Gärtner. Wirklich? Oft sieht die Realität ganz anders aus. Sicher, in den Wintermonaten sammeln Stauden und Gehölze unterirdisch Kraft für die neue Saison. Aber von Ruhe kann da nicht die Rede sein. Wer einmal unter die Oberfläche schaut, wird staunen, denn dort tobt das Leben. Stauden bilden fleißig neue Anlagen für die kommende Saison, bei manchen Kandidaten wie Fetthennen oder Winterastern sind sie bereits oberirdisch zu sehen.

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Zwiebeln der Frühjahrsblüher brechen auf und schieben unerschrocken erste Blattspitzen nach draußen. Schneeglöckchen, Märzenbecher, Wildtulpen und Allium-Arten geben uns schon jetzt das Versprechen, dass es bald wieder Frühling wird. 

 


 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Selbst die Bienen scheinen in diesem Winter vergessen zu haben, was das überhaupt ist. An den warmen Tagen rund um den Jahreswechsel läuteten sie bereits den Frühling ein, flogen fleißig ein und aus, nicht nur um sich zu entleeren. Sie sammelten Wasser und den wenigen verfügbaren Pollen der Christrosen. Es würde mich nicht wundern, wenn sie schon wieder brüten.

 

 


Und die Gärtnerin? Hält auch nicht viel von Winterschlaf. Bei Temperaturen über Null gibt es draußen immer etwas zu tun, wenn auch nicht ganz so ausdauernd wie sonst. Im Haus häufen sich die Samentüten und auf der Fensterbank gedeihen schon die ersten Sämereien.

 

 


 

 

 

Im Winter geht es natürlich etwas geruhsamer zu. Und das ist auch gut so, denn alle können ein wenig Erholung gut gebrauchen. Echte Winterruhe sieht allerdings anders aus.

Mittwoch, 19. Januar 2022

Grünes Blut

 

 


Was ich schon lange geahnt habe, ist seit dem letzten Jahr amtlich: Ich habe grünes Blut. Ein altes Familienstammbuch hat es an den Tag gebracht. Mein Ur-Ur-Großvater war von Beruf Gärtner. Das erklärt einiges. Als ich noch ein kleines Mädchen war, hat meine Mutter versucht, mich in Kleider, Dirndl und ähnliche für kleine Mädchen angedachte Kleidung zu stecken. Da Kleider sehr unpraktisch sind, um auf Bäume zu klettern und im Wald Buden zu bauen, wurde der Kleinmädchen-Look durch Hosen und einen Kurzhaarschnitt ersetzt.

 


 


Ich hatte eine Vorliebe für Lehm und Matsch, Schnecken, Käfer, herrenlose Igel und aus dem Nest gefallene Vögel. Im Garten meiner Oma kannte ich schon sehr früh jede Blume mit Namen, wenngleich ich zu dieser Zeit noch nicht selbst gärtnern durfte.


Für eine lange Zeit gelang es meiner Familie dann doch, mich vom rechten Weg abzubringen. Ich begann eine kaufmännische Lehre und blieb viele Jahre in diesem Beruf. Meiner Liebe zur Natur und zu Pflanzen hat das aber keinen Abbruch getan. Später hatte ich meinen eigenen Garten, der am Anfang noch gar keiner war, sondern ein undurchdringliches Dickicht aus Sträuchern, meterlangen Brombeeren und noch mehr  Brennnesseln. Noch dazu war es ein Hanggrundstück und wurde somit zu einer besonderen Herausforderung - und meinem Herzensprojekt für viele Jahre. 

 

 


 

Angespornt von meinem eigenen Gartenfieber und zusätzlichen Impulsen von außen tauschte ich schon bald Bürostuhl gegen Gärtnerkluft und bin seit Jahren damit sehr glücklich, habe endlich meine Bestimmung gefunden. Und nicht nur ich, die Gene meines Vorfahren scheinen weit gestreut zu haben, denn in meiner aktuellen Verwandtschaft gibt es noch zwei weitere Gärtner. Blut ist eben dicker als Wasser - und manchmal ist es grün.