Mittwoch, 19. Januar 2022

Grünes Blut

 

 


Was ich schon lange geahnt habe, ist seit dem letzten Jahr amtlich: Ich habe grünes Blut. Ein altes Familienstammbuch hat es an den Tag gebracht. Mein Ur-Ur-Großvater war von Beruf Gärtner. Das erklärt einiges. Als ich noch ein kleines Mädchen war, hat meine Mutter versucht, mich in Kleider, Dirndl und ähnliche für kleine Mädchen angedachte Kleidung zu stecken. Da Kleider sehr unpraktisch sind, um auf Bäume zu klettern und im Wald Buden zu bauen, wurde der Kleinmädchen-Look durch Hosen und einen Kurzhaarschnitt ersetzt.

 


 


Ich hatte eine Vorliebe für Lehm und Matsch, Schnecken, Käfer, herrenlose Igel und aus dem Nest gefallene Vögel. Im Garten meiner Oma kannte ich schon sehr früh jede Blume mit Namen, wenngleich ich zu dieser Zeit noch nicht selbst gärtnern durfte.


Für eine lange Zeit gelang es meiner Familie dann doch, mich vom rechten Weg abzubringen. Ich begann eine kaufmännische Lehre und blieb viele Jahre in diesem Beruf. Meiner Liebe zur Natur und zu Pflanzen hat das aber keinen Abbruch getan. Später hatte ich meinen eigenen Garten, der am Anfang noch gar keiner war, sondern ein undurchdringliches Dickicht aus Sträuchern, meterlangen Brombeeren und noch mehr  Brennnesseln. Noch dazu war es ein Hanggrundstück und wurde somit zu einer besonderen Herausforderung - und meinem Herzensprojekt für viele Jahre. 

 

 


 

Angespornt von meinem eigenen Gartenfieber und zusätzlichen Impulsen von außen tauschte ich schon bald Bürostuhl gegen Gärtnerkluft und bin seit Jahren damit sehr glücklich, habe endlich meine Bestimmung gefunden. Und nicht nur ich, die Gene meines Vorfahren scheinen weit gestreut zu haben, denn in meiner aktuellen Verwandtschaft gibt es noch zwei weitere Gärtner. Blut ist eben dicker als Wasser - und manchmal ist es grün.

 


 




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