Sonntag, 25. September 2016

Auszeit im Kloster



Beruflicher und privater Stress ließen den Wunsch nach Abstand und Ruhe immer lauter werden. Ich entschied mich für sogenannte „Stille Tage“ in einem Kloster, ohne zu wissen, was genau mich dort erwartete. Tagelang schweigen, konnte ich das? Und so viel Zeit zum Nachdenken, ob das gut für mich war?


Die Tür hinaus in die Freiheit -
oder hinein in die Geborgenheit?


Mit gemischten Gefühlen kam ich dort an, fühlte mich aber vom ersten Moment an gut aufgehoben. Der liebevolle Empfang und die Klostermauern umgaben mich wie ein schützender Kokon. 












Zunächst einmal galt es, sich mit den Klosterregeln vertraut zu machen: Dreimal täglich war Gebetszeit, zusätzlich drei Termine am Tag, wo sich die Gruppe zur Besprechung eines vorgegebenen Themas traf. Ansonsten: Schweigen. Für mich war dieses „Programm“ schon zuviel und ich habe mich schon mal ausgeklinkt, um mehr Zeit für mich zu haben. Sehr gewöhnungsbedürftig war auch der viele Gesang während der Andachten. Obwohl ich gregorianische Gesänge grundsätzlich mag, waren mir mehrere hintereinander gesungene Psalmen (mitsingen ausdrücklich erwünscht!) doch zuviel.


 

















Sehr genossen habe ich die Stille in meiner Zelle und die langen Spaziergänge auf der weitläufigen Parkanlage und im umliegenden Wald. Das Wetter spielte mit und so wanderten unterwegs sonnenwarme Birnen, Äpfel und Zwetschgen direkt in den Mund.


Mein Lieblingsplatz

Der Baum der Versuchung - einer davon!




















Die dort lebenden Mönche versorgten uns mit liebevoll zubereiteter vegetarischer Kost. Vieles davon stammte aus eigener Produktion. Der Gemüsegarten, zahlreiche Obstbäume und mehrere Bienenvölker sorgten für einen reich gedeckten Tisch.





















Auf mich selbst zurückgeworfen zu werden war nicht so schlimm wie befürchtet. Im Gegenteil! Die friedliche, ja ehrfürchtige Stimmung dort war Balsam für die Seele. Das enge Korsett der festen Gebetszeiten steht meiner ausgeprägten Freiheitsliebe zwar etwas im Weg, sodass ein längerer Aufenthalt im Kloster sicher nicht mein Ding wäre. Aber um sich kurzzeitig aus dem Alltag auszuklinken, ist es einfach ideal. Diese erste, sehr positive Erfahrung war bestimmt nicht die letzte. Ich komme wieder!

Mittwoch, 21. September 2016

Impressionen aus dem Garten Moorriem




Der Garten Moorriem liegt in Elsfleth in der Wesermarsch. Im Juni 2006 begann das Ehepaar Ziburski, das handtuchförmige Grundstück von einem Hektar Gesamtgröße zu einem Schaugarten zu gestalten. 














Direkt hinter dem alten Bauernhaus schließt sich ein Obstgarten an, gefolgt von zwei traditionell angelegten Bereichen, die altbekannte Pastoren- und Bauergartenpflanzen beherbergen. Im Junigarten wachsen unter anderem Pfingstrosen, Rittersporn und Storchschnabel, im Spätsommer Dahlien. Der nächste Gartenraum, der Spätsommergarten, trumpft mit gelben und roten Farben auf. Sonnenhüte, Dahlien, Schafgarben, Taglilien, Goldruten und Sonnenbräute geben hier den Ton an, kombiniert mit kontrastreichen Astern in Blautönen und schmeichelnden Gräsern.















Hat man den formalen Teil hinter sich gelassen, gelangt man durch einen kleinen Waldgarten über eine Brücke in den Wiesengarten. Hier dominieren Staudenriesen mit wildem Charme: Wasserdost, Chinaschilf, Mädesüß, Blutweiderich, Scheinaster, Weidenröschen, Sonnenbraut, Patagonisches Eisenkraut und Engelwurz geben sich hier ein Stelldichein. 















Die gegenüberliegende Seite ist geprägt von den Farben Blau, Rosa und Purpur. Sanftes Weiß unterstützt den Auftritt der unzähligen Scheinsonnenhüte und deren Begleiter. 

















Im Wiesengarten schweift der Blick des Besuchers in die umgebende Landschaft, die gekonnt in die Gestaltung einbezogen wurde. 


Der Garten hat an den Wochenenden für Besucher geöffnet. Besonders lohnenswert ist ein Ausflug dorthin im Spätsommer, wenn der Wiesengarten in voller Blüte steht. Und wer beim Lustwandeln neue Ideen für den eigenen Garten bekommt, kann sich aus der angeschlossenen Gärtnerei seine Favoriten gleich mitnehmen.


Dienstag, 20. September 2016

Der Gärtner – eine verrückte Gattung Mensch


Gärtner sind schon manchmal eine merkwürdige Spezies Mensch. Ich traue mich das zu sagen, weil ich selbst dazu gehöre. Jeder Gartenbesitzer hat seine ganz eigene, unverwechselbare Art, mit seinem Stück Land umzugehen. Gärtner sind alle grundverschieden, doch eines haben sie alle gemeinsam: Sie sind ein kleines bisschen verrückt.

Wie extrem sich die Arten zu gärtnern unterscheiden, habe ich tagtäglich vor Augen. Da ist zum Beispiel der Naturfreund, der in seinem Garten dem Zufall freie Hand lässt und in einem Dschungel wohnt. Die dort lebenden Tiere freut es sicher, doch entdeckt man zum Beispiel echte Pflanzenjuwele, die nicht jeder hat, erst auf den zweiten, dritten, vierten Blick, weil sie vom Wildwuchs völlig überwuchert sind und deshalb gar nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen. Schade drum. Und, Tierliebe hin oder her, eine Wasserstelle für Molche und anderes Kleingetier ist wichtig, kann aber auch dekorativer ihren Zweck erfüllen. Es muss nicht ein morastiger Tümpel ohne Randbepflanzung am Ende des Grundstücks sein. In einem solchen Garten juckt es mich mächtig in den Fingern, mal ordentlich aufzuräumen.

Dennoch, ganz ehrlich, mir als Tier- und Naturliebhaberin gefällt dieses Extrem besser als das andere: Der überpenible Gartenbesitzer, der einen nicht aufgeräumten, sondern sterilen Garten pflegt. Da dürfen Pflanzen nicht ihrer Natur entsprechend wachsen. Sie dürfen sich nicht aussäen, werden schon während der Blüte bodennah abgeschnitten, Zwiebelblumen dürfen nicht in Ruhe einziehen, sondern das Laub wird schon in grünem Zustand herausgerissen. Pflanzen, die tief wurzeln und schattige Füße brauchen wie zum Beispiel Clematis, werden an der sonnigsten Stelle das Gartens in niedrige Balkonkästen gesetzt, einfach nur zu dekorativen Zwecken. Und die Besitzerin wundert sich, warum nichts wächst oder blüht. Also werden ständig neue Pflanzen gekauft, die schon kurze Zeit später in die Knie gehen. Nur der Rasen wird gehegt und gepflegt, täglich gemäht und jedes Blättchen Klee von Hand herausgezogen. Und da Pflanzen einen schlechten Stand haben, verwandelt sich der Garten in eine Figuren- und Lampenausstellung, die den Betrachter glatt erschlägt. Der Garten ist einerseits zu aufgeräumt, andererseits aber zu überladen, weil es nichts gibt, woran sich das Auge festhalten kann. Das Zuviel an Deko vermittelt ein Gefühl der Unruhe und die wenigen verbleibenden Pflanzen scheinen zu sagen: „Jetzt guck dir das an, da machste was mit!“

In meinem Garten darf die Natur ruhig ein Wörtchen mitreden. Ich freue mich über Akeleien und Fingerhüte, die dank Selbstaussaat durch den Garten wandern und so immer neue Bilder schaffen, bevorzuge dichte Pflanzungen, um Unkraut zu unterdrücken und meinen Bienen ein reichhaltiges Nahrungsangebot zu sichern. Deshalb dürfen an der einen oder anderen Stele auch Wildpflanzen ungestört wuchern. Solange ab und zu etwas Zeit ist, ordnend einzugreifen, bleibt alles in Harmonie. Dann kann der Garten vor allem eines sein: ein Ort, an dem Pflanzen, Tiere und Menschen sich gut aufgehoben fühlen.