Gärtner sind schon manchmal
eine merkwürdige Spezies Mensch. Ich traue mich das zu sagen, weil ich selbst
dazu gehöre. Jeder Gartenbesitzer hat seine ganz eigene, unverwechselbare Art,
mit seinem Stück Land umzugehen. Gärtner sind alle grundverschieden, doch eines
haben sie alle gemeinsam: Sie sind ein kleines bisschen verrückt.
Wie extrem sich die Arten zu
gärtnern unterscheiden, habe ich tagtäglich vor Augen. Da ist zum Beispiel der
Naturfreund, der in seinem Garten dem Zufall freie Hand lässt und in einem
Dschungel wohnt. Die dort lebenden Tiere freut es sicher, doch entdeckt man zum
Beispiel echte Pflanzenjuwele, die nicht jeder hat, erst auf den zweiten,
dritten, vierten Blick, weil sie vom Wildwuchs völlig überwuchert sind und
deshalb gar nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen. Schade drum.
Und, Tierliebe hin oder her, eine Wasserstelle für Molche und anderes
Kleingetier ist wichtig, kann aber auch dekorativer ihren Zweck erfüllen. Es
muss nicht ein morastiger Tümpel ohne Randbepflanzung am Ende des Grundstücks
sein. In einem solchen Garten juckt es mich mächtig in den Fingern, mal
ordentlich aufzuräumen.
Dennoch, ganz ehrlich, mir
als Tier- und Naturliebhaberin gefällt dieses Extrem besser als das andere: Der
überpenible Gartenbesitzer, der einen nicht aufgeräumten, sondern sterilen
Garten pflegt. Da dürfen Pflanzen nicht ihrer Natur entsprechend wachsen. Sie
dürfen sich nicht aussäen, werden schon während der Blüte bodennah
abgeschnitten, Zwiebelblumen dürfen nicht in Ruhe einziehen, sondern das Laub
wird schon in grünem Zustand herausgerissen. Pflanzen, die tief wurzeln und
schattige Füße brauchen wie zum Beispiel Clematis, werden an der sonnigsten
Stelle das Gartens in niedrige Balkonkästen gesetzt, einfach nur zu dekorativen
Zwecken. Und die Besitzerin wundert sich, warum nichts wächst oder blüht. Also
werden ständig neue Pflanzen gekauft, die schon kurze Zeit später in die Knie
gehen. Nur der Rasen wird gehegt und gepflegt, täglich gemäht und jedes
Blättchen Klee von Hand herausgezogen. Und da Pflanzen einen schlechten Stand
haben, verwandelt sich der Garten in eine Figuren- und Lampenausstellung, die
den Betrachter glatt erschlägt. Der Garten ist einerseits zu aufgeräumt,
andererseits aber zu überladen, weil es nichts gibt, woran sich das Auge
festhalten kann. Das Zuviel an Deko vermittelt ein Gefühl der Unruhe und die
wenigen verbleibenden Pflanzen scheinen zu sagen: „Jetzt guck dir das an, da
machste was mit!“
In meinem Garten darf die
Natur ruhig ein Wörtchen mitreden. Ich freue mich über Akeleien und Fingerhüte,
die dank Selbstaussaat durch den Garten wandern und so immer neue Bilder
schaffen, bevorzuge dichte Pflanzungen, um Unkraut zu unterdrücken und meinen
Bienen ein reichhaltiges Nahrungsangebot zu sichern. Deshalb dürfen an der
einen oder anderen Stele auch Wildpflanzen ungestört wuchern. Solange ab und zu
etwas Zeit ist, ordnend einzugreifen, bleibt alles in Harmonie. Dann kann der
Garten vor allem eines sein: ein Ort, an dem Pflanzen, Tiere und Menschen sich
gut aufgehoben fühlen.
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