Es gibt Zeiten, da brauche ich den Garten mehr als er mich.
Wenn Sorgen drücken, meine Mitmenschen nerven oder wenn ich einen schmerzhaften
Verlust verkraften muss, ist mein Garten der beste Therapeut. Oft genügt schon
eine Stunde im Freien und ich bin ein anderer Mensch. Während ich mich
sprichwörtlich erde, mit den Händen im Dreck wühle, Stauden zurückschneide,
umsetze oder neu pflanze, Unkraut jäte und Gehölze in Form bringe, löst sich
mit jeder Minute meine schlechte Laune in Luft auf. Zurück bleibt ein Lächeln
im Gesicht, wenn ich nach getaner Arbeit ins Haus zurückkehre.
Nicht immer ist es so einfach. In Trauerphasen brauche ich
mehr als das. Oft verausgabe ich mich bis zur Erschöpfung, um dem Schmerz Raum
zu geben. Begleitet vom Gegacker meiner Hühner und dem Zwitschern der Vögel
kann ich ungestört traurig sein, Gedanken und Tränen können ungehindert
fließen. Im Garten spüre ich, dass ich selbst und alles, was lebt, Bestandteil
eines großen Ganzen sind und dass alles einen Sinn ergibt, auch wenn sich
dieser erst sehr viel später – manchmal auch gar nicht – erschließt. Dieser
Gedanke ist trotz aller Traurigkeit irgendwie tröstlich. Und je mehr Zeit ich
in solchen Phasen im Garten verbringe, umso mehr wird seine heilende Wirkung
spürbar.
Der Garten ist für mich ein Ort der Entspannung, wo ich nach
hektischen Zeiten wieder zu mir selbst finden kann. Hier kommen mir nicht nur
die besten Ideen, ich spüre auch wieder, was ich brauche, was mir gut tut und
welche Träume und Ziele ich habe. In meinem grünen Reich aktiv zu sein, ist für
mich die beste Art der Meditation.
Dann gibt es natürlich auch Zeiten, da brauche ich den
Garten kaum, doch er kommt auch gut ohne mich aus. Manchmal fehlt mir einfach
die Energie, mich nach Stunden in fremden Gärten auch noch um meinen eigenen zu
kümmern. Aber auch ohne mein Zutun wächst und gedeiht alles in voller Pracht.
Der Garten nimmt es mir nicht übel, wenn ich ihn zeitweise ein wenig
vernachlässige. Er zeigt mir immer wieder, dass ich der Natur ruhig freien Lauf
und ihn getrost eine Weile sich selbst überlassen kann. Ich muss nicht der
Sklave meines Gartens sein, sondern werde mit offenen Armen immer dann
empfangen, wenn ich ihn brauche.