Freitag, 14. August 2015

Der Garten als Therapeut


Es gibt Zeiten, da brauche ich den Garten mehr als er mich. Wenn Sorgen drücken, meine Mitmenschen nerven oder wenn ich einen schmerzhaften Verlust verkraften muss, ist mein Garten der beste Therapeut. Oft genügt schon eine Stunde im Freien und ich bin ein anderer Mensch. Während ich mich sprichwörtlich erde, mit den Händen im Dreck wühle, Stauden zurückschneide, umsetze oder neu pflanze, Unkraut jäte und Gehölze in Form bringe, löst sich mit jeder Minute meine schlechte Laune in Luft auf. Zurück bleibt ein Lächeln im Gesicht, wenn ich nach getaner Arbeit ins Haus zurückkehre.


 
 











Nicht immer ist es so einfach. In Trauerphasen brauche ich mehr als das. Oft verausgabe ich mich bis zur Erschöpfung, um dem Schmerz Raum zu geben. Begleitet vom Gegacker meiner Hühner und dem Zwitschern der Vögel kann ich ungestört traurig sein, Gedanken und Tränen können ungehindert fließen. Im Garten spüre ich, dass ich selbst und alles, was lebt, Bestandteil eines großen Ganzen sind und dass alles einen Sinn ergibt, auch wenn sich dieser erst sehr viel später – manchmal auch gar nicht – erschließt. Dieser Gedanke ist trotz aller Traurigkeit irgendwie tröstlich. Und je mehr Zeit ich in solchen Phasen im Garten verbringe, umso mehr wird seine heilende Wirkung spürbar.



 













Der Garten ist für mich ein Ort der Entspannung, wo ich nach hektischen Zeiten wieder zu mir selbst finden kann. Hier kommen mir nicht nur die besten Ideen, ich spüre auch wieder, was ich brauche, was mir gut tut und welche Träume und Ziele ich habe. In meinem grünen Reich aktiv zu sein, ist für mich die beste Art der Meditation.




Dann gibt es natürlich auch Zeiten, da brauche ich den Garten kaum, doch er kommt auch gut ohne mich aus. Manchmal fehlt mir einfach die Energie, mich nach Stunden in fremden Gärten auch noch um meinen eigenen zu kümmern. Aber auch ohne mein Zutun wächst und gedeiht alles in voller Pracht. Der Garten nimmt es mir nicht übel, wenn ich ihn zeitweise ein wenig vernachlässige. Er zeigt mir immer wieder, dass ich der Natur ruhig freien Lauf und ihn getrost eine Weile sich selbst überlassen kann. Ich muss nicht der Sklave meines Gartens sein, sondern werde mit offenen Armen immer dann empfangen, wenn ich ihn brauche.















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