Scheiden tut weh. Das gilt
auch für Garten und Gärtner. Für eine verrückte Gärtnerin wie ich es bin, die
fest mit ihrem Garten verwachsen ist, über viele Jahre hinweg. Was hat er mir
nicht alles abverlangt: harte Arbeit, Schweiß, Blut, Tränen, einen
angebrochenen Fuß, ein verstauchtes Handgelenk und unzählige Blessuren. Aber es
hat sich gelohnt, denn der Garten hat mir so viel mehr gegeben. Mit den Händen
im Dreck wurde der Kopf frei – frei von allen Sorgen und frei für neue Wege und
Ideen.
Gerade in den letzten Jahren
war er mein Lehrmeister in Sachen Gelassenheit. Mit der Natur arbeiten, nicht
gegen sie, annehmen was ist, was kommt und ab und zu mal ein Stück zur Seite
treten. Alles aus der Distanz betrachten, um zu sehen, was ohne mein Zutun
passiert. Staunen und ehrfürchtig sein vor dem unbändigen, unbeugsamen,
unbezähmbaren Leben, das sich in und über der Erde seinen Weg sucht, sich um
mich und um uns alle herum entwickelt. Verstehen, dass ich ein Teil eines
großen Ganzen bin und Vertrauen haben, loslassen und mich fallenlassen darf.
Und jetzt heißt es Abschied
nehmen und an einem anderen Ort von vorn anfangen. Neben der Trauer um das, was
gewesen ist und bald nicht mehr sein wird, ist da vor allem Dankbarkeit. Der
Garten war mein Lebensretter, meine Ruheoase, mein Ort zum Austoben, für Trauer
und Freude, Kraftquelle, ein Platz für Träume und mein Seelenheil.
Und als würde auch er den
Abschied spüren, gibt er noch einmal alles: Blüten und Früchte in Fülle. Noch
nie haben die Schattenmorellen und Jostabeeren so viele Früchte angesetzt wie
in diesem Jahr. Die Pfingstrosen und viele blühende Sträucher scheinen gerade
jetzt ihre volle Schönheit entwickelt zu haben.
Man soll gehen, wenn es am
schönsten ist, sagt der Volksmund. Noch ist es nicht soweit. Aber bald kommt
die Zeit für meine letzten Gartenrunden. Dann werde ich loslassen, mit vielen
Erinnerungen im Herzen, mich umdrehen und gehen. Danke für die schöne Zeit!
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