Montag, 4. Juni 2018

Abschied vom Garten




Scheiden tut weh. Das gilt auch für Garten und Gärtner. Für eine verrückte Gärtnerin wie ich es bin, die fest mit ihrem Garten verwachsen ist, über viele Jahre hinweg. Was hat er mir nicht alles abverlangt: harte Arbeit, Schweiß, Blut, Tränen, einen angebrochenen Fuß, ein verstauchtes Handgelenk und unzählige Blessuren. Aber es hat sich gelohnt, denn der Garten hat mir so viel mehr gegeben. Mit den Händen im Dreck wurde der Kopf frei – frei von allen Sorgen und frei für neue Wege und Ideen.



 
Gerade in den letzten Jahren war er mein Lehrmeister in Sachen Gelassenheit. Mit der Natur arbeiten, nicht gegen sie, annehmen was ist, was kommt und ab und zu mal ein Stück zur Seite treten. Alles aus der Distanz betrachten, um zu sehen, was ohne mein Zutun passiert. Staunen und ehrfürchtig sein vor dem unbändigen, unbeugsamen, unbezähmbaren Leben, das sich in und über der Erde seinen Weg sucht, sich um mich und um uns alle herum entwickelt. Verstehen, dass ich ein Teil eines großen Ganzen bin und Vertrauen haben, loslassen und mich fallenlassen darf.

Und jetzt heißt es Abschied nehmen und an einem anderen Ort von vorn anfangen. Neben der Trauer um das, was gewesen ist und bald nicht mehr sein wird, ist da vor allem Dankbarkeit. Der Garten war mein Lebensretter, meine Ruheoase, mein Ort zum Austoben, für Trauer und Freude, Kraftquelle, ein Platz für Träume und mein Seelenheil.


 

Und als würde auch er den Abschied spüren, gibt er noch einmal alles: Blüten und Früchte in Fülle. Noch nie haben die Schattenmorellen und Jostabeeren so viele Früchte angesetzt wie in diesem Jahr. Die Pfingstrosen und viele blühende Sträucher scheinen gerade jetzt ihre volle Schönheit entwickelt zu haben. 





 


















Man soll gehen, wenn es am schönsten ist, sagt der Volksmund. Noch ist es nicht soweit. Aber bald kommt die Zeit für meine letzten Gartenrunden. Dann werde ich loslassen, mit vielen Erinnerungen im Herzen, mich umdrehen und gehen. Danke für die schöne Zeit!


 


 

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