Bald ertönen sie wieder, die
Rufe der Kraniche, die den nahenden Winter ankündigen. Ihr lautes Trompeten
trifft mich mitten ins Herz, erzählt es doch von Weite, Freiheit, Stärke und
ständiger Wiederkehr.
Kraniche werden weitläufig
auch Vögel des Glücks genannt, wohl weil sie im Frühling die Wärme
zurückbringen. Während ihres 30 Jahre langen Lebens sind sich Kranichpaare
treu, sofern nicht einer der Partner stirbt. Ihr Brutnest bauen sie geschützt
vor Feinden im Wasser. Sie nutzen es jedes Jahr wieder und ziehen gemeinsam ein
bis zwei Junge groß. Die Luftröhre der Kranichjungen ist bei ihrem ersten
Herbstzug noch nicht voll ausgebildet, weshalb man oft zwischen dem typischen
Trompeten der „Großen“ ein leises Fiepen vernimmt. Dabei handelt es sich nicht
wie oft fälschlicherweise angenommen Singvögel, die die Kraniche in ihrem
Federkleid tragen, sondern tatsächlich um Jungtiere.
Trotz der langen Ehe werben
die Tiere mit ihrem anrührenden Kranichtanz jedes Jahr neu umeinander. Der Tanz
ist aber nicht nur Bestandteil des Balzrituals. Kraniche tanzen das ganze Jahr
hindurch, einfach aus purer Lebensfreude. Wer das Glück hat, sie dabei zu
beobachten, kann es auch spüren: die Freude am Einfach-sein.
Sehnsüchtig warte ich im
Frühjahr darauf, dass die Vögel laut trompetend in ihre Brutreviere
zurückkehren. Ein einmaliges Schauspiel ist es, wenn sich Tausende von Kranichen
vor ihrem Herbstzug an ihren Sammelplätzen einfinden, wo sie sich stärken, bevor
es auf die große Reise geht. Machen sie sich dann gen Süden auf den Weg,
schwingt immer ein wenig Melancholie mit. Während meine Blicke diesen
anmutigen, stolzen Tieren folgen, schicke ich meine Gedanken mit auf die Reise.
Kranich, kommst du wieder?
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