Donnerstag, 15. Januar 2015

Der Gärtner im Garten


Mit dem Gärtner im Garten ist es so eine Sache. Ich meine damit nicht den Gartenbesitzer, der zu seinem eigenen Vergnügen in seinen Beeten werkelt. Sondern den Gärtner, der bestellt wird, weil man bei einem größeren Projekt Hilfe braucht, den Garten während der Urlaubszeit nicht sich selbst überlassen will oder wenn eine längere Krankheit oder das Alter nur zwei Möglichkeiten lassen: den Garten zurückbauen oder sich Hilfe holen. Und hier fängt das Problem an: Den Garten einfach fremden Händen zu überlassen, das kostet eine Menge Überwindung – und Vertrauen in die Fähigkeiten des Gärtners. Wer weiß, wen man sich da ins Haus, Pardon, in den Garten, holt.

Vielleicht einen, der rücksichtslos durchs Beet trampelt und sorgsam verteilte Trittsteine ebenso wenig beachtet wie die kleinen Schlüsselblumen oder die Spitzen der gerade austreibenden Lilien? Jemanden, der die liebevoll gehüteten Winterling-Sämlinge als vermeintliches Unkraut einfach wegjätet und die Gundelrebe, die in einer Ecke wuchern durfte, weil damit die Harnwegsprobleme der Kinder behandelt werden, einfach herausreißt? Oder jemanden, der nur an Tagen Zeit hat, wo es weder zu heiß, noch zu kalt, noch zu trocken, noch zu nass ist? Gott bewahre!

Nein, sie sind nicht alle so. Ein guter Gärtner fühlt sich in einen Garten (und dessen Besitzer) ein, bevor er auch nur einen einzigen Halm berührt. Er verschafft sich einen Überblick, macht sich die Seele des Gartens zu eigen. Vielleicht ist die vermeintliche Wildnis gar keine, sondern der Garten wurde mit Wildstauden und einer großzügigen Brennnesselecke für die Schmetterlinge, mit aufgeschichteten Steinhaufen und Holzstapeln bewusst so angelegt, um möglichst vielen Tieren einen Lebensraum zu bieten. Diese „Wildnis“ braucht vielleicht nur hin und wieder eine ordnende Hand, regelmäßig gemähte Rasenwege inmitten der Blumenwiese und einen Erntehelfer, wenn Obst und Gemüse reif sind. Jemandem, der das ohne viele Worte begreift, kann man seinen Garten ohne schlechtes Gewissen anvertrauen.

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